Pernille, das kleine Ding, ist aber immer draußen. Mehr oder weniger. So ist das eben, wenn man ein Huhn ist, und von morgens bis abends draußen herumlaufen kann. Warum um alles in der Welt ... stricke ich ein Leibchen für Pernille ?
Natürlich bekommen meine 5 Damen ( also die Hennen ) nicht alle eine Jacke an, oder Schal und Mütze, bloß weil es kalt ist, denn das wäre ja albern. Üblicherweise haben die Damen fluffige Federn, die sie schön warm halten, solange es nicht zu windig ist.
Im Auslauf und überall sonst liegt Stroh gegen kalte Füße, und sie können sich in das winddichte und mit einer Rotlichtlampe bewärmte Schlafhäuschen zurückziehen, wenn sie wollen.
Die liebe Pernille aber hat seit kurzem auf magische Weise eine nackte Brust, einen nackten Bauch und Po. Der Hals ist auf der Unterseite auch kaum befiedert. Entweder die Mauser ist schuld, oder Pernille beliebt gerade jetzt zu glucken ( zur falschen Jahreszeit )
Jetzt stellt Euch mal vor, ihr müßt bei -10 Grad für Stunden draußen herumflitzen, im Bikini, die Beine in dicken Strümpfen, Mütze ja - Jacke auch, aber die läßt sich nicht schließen.
Ja das wird so richtig eklig. Pernille geht es gerade genauso. Sie steht bei den anderen Damen und schlottert und schlottert.
Ins Haus nehmen kann ich sie nicht, denn dann werden die Hühner krank, sobald sie wieder rauskommen. Drei Monate im Haus will ich sie auch nicht haben, denn eigentlich ist die Hühnervilla warm genug.
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Das Schlafhäuschen hat eine Wärmelampe, die den ganzen Tag an ist. Ab und zu verschwindet ein Huhn um sich aufzuwärmen. Pernille gehört zur Zeit eigentlich nur da hinein, das geht aber nicht, weil sie das Leithuhn ist.
Hockt sie sich den ganzen Tag unter die Lampe, wird sie von der Gruppe gemobt, gepickt und drangsaliert und rutscht ganz ans Ende der Hackordnung. Also steht sie schlotternd draußen. Ein echtes Dilemma.
Was mache ich also ? Ich surfe durch verschiedene Hühnerforen. Dort kennt man das Problem - in Kanada wegen der heftigen Temperaturen und in Großbrittanien gab es eine Aktion für gerettete nackige Käfighühner. Dort wurden "Jumper for hens" gestrickt, gehäkelt oder genäht.
Hühnerbodies sozusagen, bzw. Wolleibchen. Das ist doch die Lösung ! Wolle als Ersatz für die Federn, die entweder komplett fehlen oder nur als Kiel zu sehen sind.
Herr Seidenfein hilft beim Hühnerfangen und ich nehme Maß.
1. Versuch
Pernille wird gefangen, der Body .... ist zu knapp.
Pernille ist dicker als erwartet, der Body spannt und deshalb kann die Dame spontan nur noch rückwärts laufen. Sie wird von den 4 anderen
Damen verfolgt, weil sie so tolle braune Käfer auf sich sitzen hat. Die
will jede haben. Eigentlich sind es die Knöpfe, was wieder beweist, das
Hühner nicht die hellsten sind.
So geht das also nicht.
2. Versuch
Neues Modell, neue Wolle, neuer Versuch. Der Body ist zu weit am Hals, Pernille stopft ständig die Beine mit hinein. Alles sitzt dann an der falschen Stelle. Ein weiterer Mißerfolg, aber ich bleibe dran.
3. Versuch
Body 1 wird modifiziert und bekommt einen weiten Rundhalsausschnitt gestrickt, die Knöpfe fallen weg und sofort nimmt das Interesse der anderen Damen deutlich ab. Gut so.
Insgesamt liegt das Strickleibchen recht nah am Körper. Das ist für die nackten Stellen gut, die Flügel haben reichlich Platz und der Zwickel ist schmaler. Nun kann Pernille auch wieder vorwärts laufen.
Ganz glücklich bin ich noch nicht damit, denn es läßt sich sehr schwer anziehen, und die befiederten Stellen am Rücken werden platt gedrückt. Ich hoffe, es ist warm genug. Es scheint jetzt zu funktionieren.
Wollweißes Leibchen auf weißem Huhn ...
Der Bauch ist jedenfalls endlich nicht mehr nackig
Verwendet habe ich Dochtgarn aus 100% (Filz-) Wolle, gestrickt mit 4er Nadeln und das Ganze in Form gedämpft
Falls hier noch mehr Hühnerhalter unterwegs sind, deren Damen erfrieren - mauserbedingt oder wegen des Hahns am Rücken nackig, kann ich gern die Maße in den Blogbeitrag schreiben. Dann müßt Ihr nicht unbedingt hinter dem armen Ding herrennen. Pernille jedenfalls mag mich im Moment nicht mehr.
Macht es Euch gemütlich !
Eure Eva